Die Aphoristikertreffen als Forum für den Gedanken- und Erfahrungsaustausch von Aphoristikern und Freunden/Freundinnen der Gattung finden seit 2004 alle zwei Jahre in Hattingen statt – zu jeweils speziellen Leitthemen. Zur Idee und Vorgeschichte der Treffen siehe die Seite Wir über uns.
10. Aphoristikertreffen (Presseberichte)
Das 10. Aphoristikertreffen ist vorbei; nun ist es Zeit, Rückschau zu halten. Es war eine insgesamt sehr gelungene Tagung, eine Rückmeldung lautet: „Eine schöne Veranstaltung wie all die Jahre, immer eines der Highlights, wenn es ein Hattingen-Jahr ist.“
Jetzt beginnen Jürgen Wilbert und Friedemann Spicker die Arbeit am Tagungsband.
Hier nun zwei Presseartikel (lokal und überregional):
Der Reiz des maximal verknappten Denkanstoßes
Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen im Aphorismus
10. Internationales Aphoristikertreffen am 25./26. Mai 2024 in Hattingen/Ruhr
Das zehnte Aphoristikertreffen des Deutschen Aphorismus-Archivs stellen die Veranstalter unter das Thema „Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen im Aphorismus“. Es soll in drei Bereichen diskutiert werden.
Zunächst gattungstheoretisch. Der Begriff der Grenze verbindet sich mit dem Aphorismus ja schon von seiner Etymologie her, hat er doch seinen Ursprung wortgeschichtlich im Griechischen (aphorismos = Abgrenzung oder Definition). Und er bewegt sich stets im Grenzgebiet von Wissenschaft, Philosophie und Literatur. Wir werden uns auch im weiteren Sinne mit der Gattung und ihren Grenzen außerhalb und innerhalb der Literarischen Kleinformen beschäftigen. Wo etwa ist der Aphorismus im Hinblick auf die Welt der Spruchweisheiten / Sprichworte zu verorten? Grenzfragen hat dabei in der Gegenwart vor allem die Aufzeichnung gestellt. Trifft es zu, dass die aphoristischen Erscheinungsformen heute zum großen und bedeutenderen Teil an den Grenzen, etwa zur Lyrik, zum Essay oder zum Tagebuch, zu suchen sind?
Solchen gattungstheoretischen Grenzfragen wollen wir allerdings nur am Rande nachgehen. Dem Leser einer Aphorismenanthologie fallen die inhaltlichen Grenzfragen ja nur so zu: zunächst die nach der Funktion und Berechtigung von Grenze überhaupt, im moralischen wie im persönlichen Sinne, dann die nach der Grenze des gattungsspezifischen Zweifels, nach der Grenze des Denkens und der Logik und ihrer paradoxen Überschreitung. Was leistet die Grenze, eine lebensnotwendige Erfahrung, und wo ist es nötig, sie zu überschreiten?
Im Mittelpunkt werden aber die inhaltlichen Fragen stehen, die sich aus den aktuellen gesellschaftlichen Problemen ergeben. Es öffnet sich hier vor allem umittelbar der große, die Gegenwart beherrschende Komplex der Migration: Menschen sind aus politischen, ökonomischen oder klimatischen Gründen gezwungen, ihre Grenzen zu überschreiten, sie machen Erfahrungen mit der Grenze und jenseits ihrer Grenzen. Ein großer Teil der deutschen Gegenwartsliteratur stammt ja von Menschen mit fremden Wurzeln, die diverse Grenzerfahrungen einbringen. Sind die nationalstaatlichen Grenzen in Europa im Sinne einer „Gemeinschaft“ tatsächlich überwindbar oder tun sich im Gegenteil engere, an Landsmannschaften und Dialekten orientierte Grenzen auf? Spielt da eventuell auch der für uns Deutsche nicht unbelastete Begriff der Heimat hinein? Wie definiert sich dabei die Grenze zur Fremde? Schließlich stellt auch ein ganz anderes gesellschaftliches Thema dringend die Frage nach der Grenzüberschreitung: die sozialen Medien, die sich immer mehr zu unsozialen Medien entwickeln. Hat also der satirische Aphorismus, vornehmlich der elektronisch, als Twitter oder Blog, verbreitete, eine Grenze? Wer legt sie wo?
Es ist uns bewusst, dass sich – schon in jedem der drei Komplexe für sich – „ein weites Feld“ (Fontane) auftut, aber wir werden uns darauf konzentrieren, wo und wie solche Fragen im Aphorismus reflektiert werden.
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